Ein Gastbeitrag des 2. Stellv. Vorsitzenden Ullrich Slusarczyk
Am 05.05. ist der Tag der Hebammen. [1] So ein Tag wird eingerichtet, wenn man z. B. eine Berufsgruppe besonders würdigen will. Und, um es mal in Coronasprech zu sagen, ich finde der Beruf ist systemrelevant. Denn er hält buchstäblich unsere Zukunft in den Händen. Dummerweise ist aber genau das das Problem. Denn mit der Zukunft hat es die regierende Politik nicht so, wie wir nicht erst seit dem Klimawandel wissen. Zwar weiß die Medizin um die Bedeutung der Hebamme, keine Geburt ohne sie, ohne Arzt hingegen schon, aber damit erschöpft sich auch schon die Wertschätzung.
Mit Kindern kann man kein Geld verdienen
Und so wird eine Geburtsstation nach der anderen geschlossen. [2] Viele Hebammen arbeiten als Beleghebammen und gleichzeitig freiberuflich. Durch die wegfallenden Entbindungsstationen werden immer mehr Hebammen in die Selbstständigkeit gezwungen. Statt sich also um die werdende Mutter und deren ungeborenes Kind zu kümmern, müssen sie sich nun mit Dingen wie Haftpflichtversicherung, Abrechnungen und Materialbeschaffung beschäftigen. Keinen gesetzlich garantierten Urlaub und keinen Verdienstausfall bei Krankheit. Die Hebamme als Unternehmer. Bezahlt wird dabei schlecht! 165,60 € im Krankenhaus im Schichtdienst für eine Geburt, 198,64 € mit Nachtzuschlag. Davon zu finanzieren ist nicht nur das eigenen Leben und ggf. das der eigenen Familie, sondern auch die Haftpflichtversicherung, die im Jahr 2000 noch 413 € pro Jahr betrug, und jetzt bei über 9000 € pro Jahr liegt. Die Haftpflicht ist gestiegen (auch wenn von dieser Summe mittlerweile bis zu 75% zurückerstattet werden können), die Vergütungen sind gesunken. [3] Alles Zeichen unserer besonderen Wertschätzung und unserer Fähigkeit, für unsere Zukunft zu sorgen.
Das Resultat ist ein Mangel an Hebammen. [4] Eltern auf der Suche nach einer Hebamme sind daher in einer ohnehin außergewöhnlichen Situation Belastungen ausgesetzt, die nicht sein müssten. Werdende Mütter ohne Partnerschaft trifft es noch stärker. Und so empfiehlt es sich, schon vor der Empfängnis nach einer Hebamme zu suchen. Dazu kommen viele Hebammen, die einfach Ihren Job aufgeben, weil sie nicht mehr können. [5] Während in Norwegen eine Hebamme im Jahr ca. 50 Geburten begleitet, sind es in Deutschland bis zu 120. [3]
Zwar gibt es auch einen Lichtblick, aber wirklich stolz sein kann man darauf auch nicht. So hat es Deutschland als letztes europäisches Land geschafft, den Beruf der Hebamme zu akademisieren und somit zumindest die Ausbildung auf ein vergleichbares europäisches Niveau gehoben. [6]
Der 05.05. ist der Tag der Hebammen. Sorgen wir dafür, dass es nicht nur ein Tag unter vielen ist. Verbessern wir die Chancen unserer jüngsten, indem wir ihnen die Hilfe zuteilwerden lassen, die sie benötigen und verdienen. Hebammen sind dabei unverzichtbar.
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[1] http://www.kleiner-kalender.de/event/hebammentag/95318.html
[2] https://www.dw.com/de/geburtskliniken-auf-dem-r%C3%BCckzug/a-45809558
[3] https://www.zdf.de/nachrichten/heute/interview-hebammenverband-jede-frau-hat-das-recht-auf-eine-hebamme-100.html
[4] https://www.spiegel.de/karriere/geburtshilfe-warum-es-in-deutschland-nicht-genug-hebammen-gibt-a-1194402.html
[5] https://www.t-online.de/leben/familie/schwangerschaft/id_85678442/warum-viele-hebammen-ihren-beruf-aufgeben.html
[6] https://www.hebammenverband.de/beruf-hebamme/akademisierung/
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