In Würde alt werden und den Lebensabend genießen – ist das nicht ein Wunsch von so ziemlich jedem Menschen?
Doch manche Aussage im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie in letzter Zeit, kommt hierzulande, aber auch in anderen Teilen der Welt, bald einem moralischen Ausverkauf gleich.
Immer häufiger ist davon zu lesen, dass die Einschränkungen weiter und weiter gelockert werden sollten, um einen größeren Schaden von der Wirtschaft abzuwenden. „Es sterben sowieso hauptsächlich Menschen mit Vorerkrankungen; Menschen, die ohnehin bald sterben würden“, heißt es immer wieder.
Haben etwa alte und vorerkrankte Menschen kein Recht auf Leben. Endet das im Grundgesetz verankerte Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit, wenn wirtschaftliche Probleme drohen?
Wenn man die Aussagen von Boris Palmer und Wolfgang Schäuble hört, bekommt man tatsächlich den Eindruck, dass genau das in ihren Augen so sein sollte.
Der grüne Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer sagte laut dpa-Angaben am 28.04.2020 im Sat.1-Frühstücksfernsehen: „Ich sage es Ihnen mal ganz brutal: Wir retten in Deutschland möglicherweise Menschen, die in einem halben Jahr sowieso tot wären – aufgrund ihres Alters und ihrer Vorerkrankungen“. Er kritisiert die weltweiten Einschränkungen und warnt vor einem Armutsschock, der Millionen Kindern das Leben kosten könnte, sollte es zu einem weltweiten Zusammenbruch der Wirtschaft kommen.
„Wenn Sie die Todeszahlen durch Corona anschauen, dann ist es bei vielen so, dass viele Menschen über 80 sterben – und wir wissen, über 80 sterben die meisten irgendwann“, betont Palmer.
Mit seinen Aussagen stieß der grüne Politiker, sowohl bei Menschen aus der Politik, der Medizin als auch in der Bevölkerung auf teilweise heftige Kritik.
Der Direktor des Instituts für Epidemiologie und Medizinische Biometrie der Universität Ulm, Dietrich Rothenbacher, betonte, dass es auch bei jüngeren Erwachsenen schwere Verläufe einer Covid-19-Erkrankung gebe. Laut einer Studie aus China starben in einer Patientengruppe von 35- bis 58-Jährigen 8,1 Prozent. „Die Gefährlichkeit einer Erkrankung kann auch nicht nur an der Zahl der absoluten Todesfälle festgemacht werden, sondern in der Tat sollte die Anzahl der verlorenen Lebensjahre benannt werden“, teilte Rothenbacher mit. Diese Zahlen gebe es für Covid-19 noch nicht. (dpa/dok)
Hinzu kommt noch, dass die Folgeschäden bisher kaum erforscht sind und es immer mehr Berichte über bleibende Schäden oder Folgeerkrankungen, selbst bei milden Covid-19 Krankheitsverlauf, gibt. (*Q3,Q4,Q5,Q6) Viele Wissenschaftler betonen immer wieder, wir stehen immer noch am Anfang dieser Pandemie.
Aber auch Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble löste mit seiner Aussage in einem Interview mit dem Tagesspiegel, „Wenn ich höre, alles andere habe vor dem Schutz von Leben zurückzutreten, dann muss ich sagen: Das ist in dieser Absolutheit nicht richtig“, Empörung aus. (*Q1)
Sollen jetzt etwa alle Menschen der verschiedenen Risikogruppen in Lebensgefahr gebracht werden?
Zur Risikogruppe in Deutschland zählen laut Statista 13,1 Millionen Menschen über 70 Jahren, 8 Millionen Asthmatiker, 7,8 Millionen Schwerbehinderte und 1,7 Millionen Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen. (*Q2)
Wir reden hier also von mehr als 30 Millionen Menschen, mehr als einem Drittel der deutschen Bevölkerung, die durch weitere Aufhebungen von Einschränkungen gefährdet werden. Scheinbar sind sich viele Menschen in diesem Land nicht bewusst, dass es auf mindestens einen Menschen in nahezu jeder Familie zutrifft. Würden Boris Palmer und Wolfgang Schäuble auch solche Aussagen treffen, wenn das eigene Leben, oder das Leben von geliebten Menschen auf dem Spiel stehen würde?
„Zwischen ‚Gebt uns unsere Freiheit zurück!‘ und ‚Verschärft die Maßnahmen!‘ liegt nur ein schwer erkranktes Familienmitglied.“
Zugegeben, wir befinden uns in schweren Zeiten, viele Menschen sind verunsichert, weil sie in eine ungewisse Zukunft sehen und Dinge, die man für selbstverständlich gehalten hat, eben jetzt nicht mehr selbstverständlich sind. Es ist ein schwieriger Spagat zwischen dem Erhalt der Gesundheit und Erhalt der Wirtschaft, keine Frage. Doch sollten wir stets darauf achten, in der Krise nicht unsere moralischen Werte, unsere Menschlichkeit zu verlieren.
Bleibt zu Hause, bleibt gesund!
Quellen:
*Q1: https://www.tagesspiegel.de/politik/bundestagspraesident-zur-corona-krise-schaeuble-will-dem-schutz-des-lebens-nicht-alles-unterordnen/25770466.html
*Q2: https://de.statista.com/infografik/21145/groesse-von-ausgewaehlten-risikogruppen-in-deutschland/
*Q3: https://www.doccheck.com/de/detail/articles/26806-guillain-barre-syndrom-ursache-corona
*Q4: https://www.theglobeandmail.com/canada/article-scientists-warn-covid-19-could-lead-to-neurological-complications-in/
*Q5: https://www.researchsquare.com/article/rs-21580/v1
*Q6: https://www.newscientist.com/article/mg24632783-400-could-the-coronavirus-trigger-post-viral-fatigue-syndromes/
Quelle: Übernommen von den Piraten Schleswig-Holstein
In Würde alt werden und den Lebensabend genießen – ist das nicht ein Wunsch von so ziemlich jedem Menschen?
Doch manche Aussage im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie in letzter Zeit, kommt hierzulande, aber auch in anderen Teilen der Welt, bald einem moralischen Ausverkauf gleich.
Immer häufiger ist davon zu lesen, dass die Einschränkungen weiter und weiter gelockert werden sollten, um einen größeren Schaden von der Wirtschaft abzuwenden. „Es sterben sowieso hauptsächlich Menschen mit Vorerkrankungen; Menschen, die ohnehin bald sterben würden“, heißt es immer wieder.
Haben etwa alte und vorerkrankte Menschen kein Recht auf Leben. Endet das im Grundgesetz verankerte Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit, wenn wirtschaftliche Probleme drohen?
Wenn man die Aussagen von Boris Palmer und Wolfgang Schäuble hört, bekommt man tatsächlich den Eindruck, dass genau das in ihren Augen so sein sollte.
Der grüne Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer sagte laut dpa-Angaben am 28.04.2020 im Sat.1-Frühstücksfernsehen: „Ich sage es Ihnen mal ganz brutal: Wir retten in Deutschland möglicherweise Menschen, die in einem halben Jahr sowieso tot wären – aufgrund ihres Alters und ihrer Vorerkrankungen“. Er kritisiert die weltweiten Einschränkungen und warnt vor einem Armutsschock, der Millionen Kindern das Leben kosten könnte, sollte es zu einem weltweiten Zusammenbruch der Wirtschaft kommen.
Mit seinen Aussagen stieß der grüne Politiker, sowohl bei Menschen aus der Politik, der Medizin als auch in der Bevölkerung auf teilweise heftige Kritik.
Der Direktor des Instituts für Epidemiologie und Medizinische Biometrie der Universität Ulm, Dietrich Rothenbacher, betonte, dass es auch bei jüngeren Erwachsenen schwere Verläufe einer Covid-19-Erkrankung gebe. Laut einer Studie aus China starben in einer Patientengruppe von 35- bis 58-Jährigen 8,1 Prozent. „Die Gefährlichkeit einer Erkrankung kann auch nicht nur an der Zahl der absoluten Todesfälle festgemacht werden, sondern in der Tat sollte die Anzahl der verlorenen Lebensjahre benannt werden“, teilte Rothenbacher mit. Diese Zahlen gebe es für Covid-19 noch nicht. (dpa/dok)
Hinzu kommt noch, dass die Folgeschäden bisher kaum erforscht sind und es immer mehr Berichte über bleibende Schäden oder Folgeerkrankungen, selbst bei milden Covid-19 Krankheitsverlauf, gibt. (*Q3,Q4,Q5,Q6) Viele Wissenschaftler betonen immer wieder, wir stehen immer noch am Anfang dieser Pandemie.
Aber auch Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble löste mit seiner Aussage in einem Interview mit dem Tagesspiegel, „Wenn ich höre, alles andere habe vor dem Schutz von Leben zurückzutreten, dann muss ich sagen: Das ist in dieser Absolutheit nicht richtig“, Empörung aus. (*Q1)
Sollen jetzt etwa alle Menschen der verschiedenen Risikogruppen in Lebensgefahr gebracht werden?
Zur Risikogruppe in Deutschland zählen laut Statista 13,1 Millionen Menschen über 70 Jahren, 8 Millionen Asthmatiker, 7,8 Millionen Schwerbehinderte und 1,7 Millionen Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen. (*Q2)
Wir reden hier also von mehr als 30 Millionen Menschen, mehr als einem Drittel der deutschen Bevölkerung, die durch weitere Aufhebungen von Einschränkungen gefährdet werden. Scheinbar sind sich viele Menschen in diesem Land nicht bewusst, dass es auf mindestens einen Menschen in nahezu jeder Familie zutrifft. Würden Boris Palmer und Wolfgang Schäuble auch solche Aussagen treffen, wenn das eigene Leben, oder das Leben von geliebten Menschen auf dem Spiel stehen würde?
Zugegeben, wir befinden uns in schweren Zeiten, viele Menschen sind verunsichert, weil sie in eine ungewisse Zukunft sehen und Dinge, die man für selbstverständlich gehalten hat, eben jetzt nicht mehr selbstverständlich sind. Es ist ein schwieriger Spagat zwischen dem Erhalt der Gesundheit und Erhalt der Wirtschaft, keine Frage. Doch sollten wir stets darauf achten, in der Krise nicht unsere moralischen Werte, unsere Menschlichkeit zu verlieren.
Bleibt zu Hause, bleibt gesund!
Quellen:
*Q1: https://www.tagesspiegel.de/politik/bundestagspraesident-zur-corona-krise-schaeuble-will-dem-schutz-des-lebens-nicht-alles-unterordnen/25770466.html
*Q2: https://de.statista.com/infografik/21145/groesse-von-ausgewaehlten-risikogruppen-in-deutschland/
*Q3: https://www.doccheck.com/de/detail/articles/26806-guillain-barre-syndrom-ursache-corona
*Q4: https://www.theglobeandmail.com/canada/article-scientists-warn-covid-19-could-lead-to-neurological-complications-in/
*Q5: https://www.researchsquare.com/article/rs-21580/v1
*Q6: https://www.newscientist.com/article/mg24632783-400-could-the-coronavirus-trigger-post-viral-fatigue-syndromes/
Quelle: Übernommen von den Piraten Schleswig-Holstein