Drogen und Sucht

AG Drogen- und Suchtpolitik: „Aktionstag Substitution – 100.000 Substituierte bis 2022“

AG Drogen- und Suchtpolitik: „Aktionstag Substitution – 100.000 Substituierte bis 2022“

100.000 Substituierte bis 2022!
Wir unterstützen den bundesweiten „Aktionstag Substitution“ am 5. Mai 2021 von JES e.V. und DAH e.V.

https://www.jes-bundesverband.de/projekte/100000-substituierte-bis-2022/

https://www.jes-bundesverband.de/wp-content/uploads/2021/03/Aktionstag-2021.pdf

Wir unterstützen den Appell von JES und DAH für „100.000 Substituierte bis 2022“ und fordern das Gesundheitsministerium zur schnellen Verbesserung des Behandlungsangebots auf! Wie von den Fachverbänden dargestellt, ist der Bedarf jedoch weit höher. Von daher kann das zum Aktionstag formulierte Ziel „100.000 Substituierte bis 2022“ nur ein Anfang sein. 

Der Zugang zur Substitution muss auch für Menschen ohne Krankenversicherung möglich sein und insgesamt niedrigschwelliger werden. Genauso wenig ist zu verstehen, dass es bis heute keine rechtliche Gleichstellung der Diamorphinbehandlung gibt.
Darüber hinaus fordern wir eine diskriminierungs- und sanktionsfreie Behandlung der Patient:innen.
Denn auch hier liegt aus unserer Sicht in der Substitution sehr viel im Argen.

Wir wollen eine menschenwürdige Gesundheitsversorgung der Opioide gebrauchenden Menschen in Deutschland!

Die Versorgungssituation Substituierter in Deutschland war von Anfang an nicht gut aufgestellt, da es aufgrund bestehender Vorurteile gegenüber Opiod-Gebraucher:innen nicht nur in der Politik, sondern auch innerhalb der Ärzteschaft von vornherein enorme Widerstände gab. Daran hat sich trotz der positiven Erfahrungen und Ergebnisse der Substitutionsbehandlung bis heute nicht wirklich viel geändert. Immer noch haben Patient:innen bei einem Arztwechsel und alle, die sich für die Behandlung interessieren, Schwierigkeiten eine Praxis zu finden, die sie aufnimmt. Trotzdem, dass viele Mediziner:innen die Zusatzqualifizierung haben und substituieren könnten, gibt es Landkreise ohne Substitutionsangebot.

Das ist bitter, da wegen der in Deutschland herrschenden Drogen-Prohibition, nur über die Substitution für Opiate-Gebraucher:innen, die regelmäßig auf Opioide angewiesen sind, ein legaler Zugang zur Medikation gewährleistet ist.
Es ist dringend notwendig, dass mehr Praxen substituieren, auch für mehr Normalität im Leben der Patient:innen. 

Natürlich gibt es auch Mediziner:innen in dem Bereich, die durchaus engagiert sind und selbst Kritik an den Rahmenbedingungen üben. Fakt ist, dass die Kardinalfehler der Substitution es auch ihnen schwermacht!
Zu viel Bürokratie, falsch gesetzte finanzielle Anreize für Substitutionsmediziner:innen und teils restriktive, von Vorurteilen geprägte Leitlinien, die die Patient:innen stark in ihren Rechten einschränken, sind starke Hemmnisse in der Substitution.
Deshalb muss die Substitution in die Regelversorgung der Hausarztpraxen aufgenommen werden. So wird die Versorgung der Patient:innen flächendeckend und wohnortnah sichergestellt. Gleichzeitig fällt jegliche Grundlage für Ungleichbehandlungen und Sanktionierungen weg, wie sie heute im Zuge der Leitlinien in der Substitution Alltag sind.

Es braucht freie Arzt-und Medikamentenwahl für die Patient:innen und innerhalb der (zukünftigen) Ärzteschaft ein fundiertes Wissen zur Behandlung der Opioide-gebrauchenden Menschen. Eine Zusatzfachkunde wie heutzutage üblich, reicht bei Weitem nicht aus. 

„Die Substitution muss deshalb ein grundlegender Teil der medizinischen als auch pflegerischen Ausbildung werden. Je mehr Wissen es dazu innerhalb der Ärzteschaft und bei Menschen im Gesundheitswesen gibt, desto besser können wir den bisherigen Missständen in der Substitution mit zu wenig Substitutionsärztinnen und diskriminierenden Strukturen für die Patient:innen, effektiv und nachhaltig begegnen!“,

so Sabine Schumacher, Themenbeauftragte für Drogenpolitik vom Landesverband Baden-Württemberg.

Um in der Substitution grundlegend etwas zu verändern, braucht es vor allem eine vorurteilsfreie Haltung seitens der Ärzt:innen gegenüber ihren Patient:innen. Was es nicht braucht, sind Behandlungsverträge, Kontrollen und Sanktionsmaßnahmen als Antwort auf „vermeintlich schlechtes Patient:innen-Verhalten“!

Danke an JES e. V. und die Deutsche Aidshilfe für ihr unermüdliches und seit Jahrzehnten währendes Engagement für drogengebrauchende Menschen!

PIRATEN stehen für eine repressionsfreie Drogenpolitik und wollen ein Ende der gescheiterten Prohibition. Wir streben die Zusammenarbeit mit allen gesellschaftlichen Gruppen an, die sich vorurteilsfrei mit dem Konsum von psychotropen Substanzen und dessen Folgen auseinandersetzen. 

Gemeinsam wollen wir eine Politik betreiben, die riskantem Drogengebrauch durch Prävention entgegenwirkt, sowie Risiko-Konsumenten durch Therapieangebote hilft.

„Abhängige und abhängigkeitsgefährdete Menschen brauchen unser Verständnis und niedrigschwelligen Zugang zu allen Ebenen der Suchthilfe.“,

so Angelika Saidi, Themenbeauftragte für Drogen- und Suchtpolitik der Piratenpartei Deutschland.