Pflege

#twitternwierueddel

#twitternwierueddel

Der neue Vorsitzende im Gesundheitsausschuss des Bundestages, der CDU-Bundestagsabgeordnete Erwin Rüddel, hatte die Pflegenden dazu aufgerufen, sich nur noch positiv zu äußern, damit die Pflege in einem vorteilhaften Bild dargestellt und mehr Personal mobilisiert werde. [1] Damit wurde das Problem mangelnder Mitarbeiter in unterstellender Weise auf die Beschäftigten abgewälzt.

Die Twitteruser aus dem Pflegebereich reagierten verärgert und fingen an, unter dem Hashtag #twitternwierueddel In sarkastisch positiver Form bittere Wahrheiten aus dem Pflegealltag zu schreiben. Die Piraten Hannover informierten interessierte Gäste heute von 14:00 – 16:00 Uhr am Kröpcke über die darin befindlichen Aussagen. [2]

“Es ist erschütternd, zu welchen Gesetzesbrüchen, zu welchen Inhumanitäten, zu welchen persönlichen Opfern Beschäftigte in der Pflege gezwungen sind, um ihren Job zu behalten. Und es ist gleichermaßen bewunderns- und dankenswert, dass sie es tun”, stellt Thomas Ganskow, stellvertretenden Vorsitzender der Piratenpartei Niedersachsen und Teilnehmer an der Aktion fest. “Da ist es kein Wunder, dass zig Tausend Stellen unbesetzt bleiben. Hier braucht es dringend sofortige Maßnahmen, die weit über das hinausgehen, was im Koalitionsvertrag auf Bundesebene festgelegt ist. [3] Ein wissenschaftlich fundierter, auf den Erfahrungen und Bedürfnissen der Pflegenden beruhender Pflegeschlüssel ist das erste, was endlich eingeführt werden muss. Gleichzeitig ist eine adäquate Bezahlung zwingend nötig, die vor Altersarmut schützt. Natürlich darf auch eine anonyme Beschwerdestelle nicht fehlen, die zu unangekündigten Kontrollen der Aufsichtsbehörden führt. Nur mit diesen Mitteln wird der Ansatz dafür geschaffen, dass Fachkräfte tatsächlich ihr Arbeitsleben lang guten Gewissens diese Tätigkeit ausüben können. [4] Es ist zu vermeiden das Berufseinsteiger nicht wie heute oft üblich, Ausbildungen abbrechen oder kurz danach den Job hinschmeißen. Schließlich laufen wir allein in Niedersachsen auf eine Deckungslücke von 21- bis 51.000 Pflegekräften bis zum Jahr 2030 hinaus. [5] Dem muss dringend entgegen gesteuert werden.”

“Wenn die Bundespolitik heute großzügig republikweit 8.000 neue Stellen ankündigt, ist das für die rund 13.000 Pflegeeinrichtungen eine knappe halbe Stelle pro Institution. Das ist nicht einmal der berühmte Tropfen auf den heißen Stein, das ist ein Tröpfchen, das schon in der Luft verdunstet”, ergänzt Uwe Kopec, Pflegefachkraft aus Hannover. “Ganz abgesehen davon, dass noch niemand erklärt hat, wie das gegenüber gewinnmaximierend denkenden Unternehmen durchgesetzt werden kann. Hier liegt auch die eigentliche Krux bei der Geschichte. Pflege in jeglichem Bereich gehört zur öffentlichen Daseinsvorsorge. Sie muss von der Gesellschaft gestaltet und getragen werden. Das Schicksal der Pflegebedürftigen darf nicht auf dem Altar des Geldes geopfert werden.”

Quellen:
[1] https://www.express.de/news/panorama/erschreckende-einblicke–politiker-loest-pflegedienst-shitstorm-aus-29629316
[2] https://twitter.com/search?q=%23twitternwierueddel&src=tyah
[3] https://www.cdu.de/system/tdf/media/dokumente/koalitionsvertrag_2018.pdf?file=1 ab Zeile 440
[4] http://wiki.piratenpartei.de/Bundestagswahl_2017/Wahlprogramm#Pflegequalit.C3.A4t_und_Pflegesicherheit
[5] https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/Niedersachsen-droht-eine-Pflege-Misere,pflege776.html

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