Bildung Gesundheit

Bildung oder Wirtschaft? Oder doch die Gesundheit?

Bildung oder Wirtschaft? Oder doch die Gesundheit?

Auch in Corona-Zeiten ist Bildung die Hauptaufgabe unseres Schulsystems, doch gerade die muss derzeit viel zurückstecken. Entweder wird auf die Präsenzpflicht verwiesen oder aufgrund von Infektionen findet Hybrid- bzw. Distanzunterricht statt. Einheitliche Regelungen? Fehlanzeige. Immer wieder stellt sich die Frage, was eigentlich die Prioritäten in Pandemie Zeiten sind.

Eine mögliche Antwort auf diese Frage ist …. Bildung!

Immer wieder hörte man in den vergangenen Monaten die Argumentation, dass Bildung Vorrang habe. Man müsse das Abhängen von Schülern verhindern, vor allem derjenigen die es aufgrund ihrer bisherigen Noten sowieso schon schwer haben – oder aufgrund ihrer finanziellen und sozialen Verhältnisse beim Homeschooling Nachteile haben. Denn nicht jeder besitzt zuhause einen eigenen PC, Laptop oder schnellen Internetanschluss – was in der Folge Distanz- oder Hybridunterricht massiv behindert. Statt diese Schüler mit der nötigen Ausrüstung auszustatten – der Digitalpakt darf natürlich nicht überstrapaziert werden – ist es dann leichter dies einfach als Hauptargument für die Aufrechterhaltung des Präsenzunterrichts zu nehmen.

Hätte die Bildung also wirklich so erhebliche Nachteile bei Distanzunterricht? Meine Erfahrung, ich bin ja selbst in der 12. Klasse, zeigt bisher eher, dass es für erfolgreichen Distanzunterricht nur an dem nötigen politischen Willen scheitert. Schüler, die man bereits im Präsenzunterricht nicht genug motivieren und abholen konnte, werden natürlich auch im Distanzunterricht weiter zurück fallen, aber dies ist kein Totschlagargument gegen den Distanzunterricht, da es im Präsenzunterricht genauso gewesen wäre.

Bleibt das zweite Argument, die Wirtschaft. Denn würde man die Schulen schließen, bzw. in den Distanz- oder Hybridunterricht schicken, wer übernimmt dann die Betreuung? Da eine Notbetreuung nur für Eltern in systemrelevanten Berufen gesichert ist, müsste sich dann ein Elternteil zur Betreuung von der Arbeit frei nehmen. Das würde natürlich zu einem Verlust der Produktivität in Betrieben führen, wobei in den meisten ein Großteil der Beschäftigten sowieso bereits in Kurzarbeit ist. Wenigstens gibt es nun die Zugeständnisse von Seiten der Politik, dass Eltern, die zur Betreuung zuhause bleiben müssen, bezahlten Urlaub nehmen können.[1] Droht dann vielen Betrieben nicht immer noch ein zu hoher Verdienstausfall und somit auch erhebliche Verluste? Das kommt letzten Endes natürlich auch darauf an, wie viele Eltern diesen bezahlten Urlaub in Anspruch nehmen und vor allem wie viele davon in einem Betrieb arbeiten.

Ist uns die Wirtschaft wirklich so enorm wichtig, dass wir dafür die Gesundheit unserer Kinder, unsere Zukunft aufs Spiel setzen? Ganz zu schweigen von der Gesundheit der Lehrer, welche häufig einer Risikogruppe angehören. Manch eine/r versucht zwischen beidem abzuwägen und es durchzurechnen, aber für mich steht hier nichts zur Debatte. Ethisch betrachtet ist es ein No-Go, Menschenleben mit irgendetwas anderem wie Geld oder Wirtschaftsleistung abzuwägen, deswegen hat sich diese Argumentation für mich schon wieder erledigt.

Bleibt noch die Gesundheit als Hauptargument für eine Schließung der Schulen. Zum Einen ist es weithin bekannt, dass sich Schüler genauso mit Covid-19 infizieren können wie Erwachsene, auch wenn sie häufig nur einen milderen Verlauf haben. So zeigen zum Beispiel aktuelle Studien zur Wirksamkeit von Corona-Maßnahmen, dass die Schließung von Schulen und Universitäten den Reproduktionswert (R-Wert) im Durchschnitt um 38% senken konnte, was auf eine große Effektivität als Maßnahme hindeutet.[2]

Außerdem kann Covid-19 auch bei asymptomatischen Krankheitsverläufen zu langfristigen Schädigungen bei Kindern führen. Des weiteren haben auch Schüler Verwandte, welche einer Risikogruppe angehören, und haben dadurch auch das Risiko diese durch ihre vielen Kontakte in der Schule dann auch anzustecken. Eine Untersuchung des Children´s Hospital of Philadelphia zeigte außerdem, dass bei Kindern nach einer Coronavirus-Infektion der Biomarker sC5b9 um das sechs- bis zehnfache höher war als normal, ein Anzeichen für Mikrothrombosen und akute Nierenschäden.[3] Zwar sind die Langzeitfolgen von Covid-19 bisher nicht viel erforscht, aber es ist dennoch ein hohes Risiko einfach blind darauf zu vertrauen, dass eine Infektion keine Auswirkungen auf die Schüler haben würde.

Abschließend bleibt mir eigentlich nur an die Politik zu appellieren, das Infektionsrisiko an den Schulen deutlich zu senken und vom ewig gepriesenen “Normalbetrieb” abzurücken. Sollte man jedoch weiterhin stur eine Schließung der Schulen, bzw. die von den PIRATEN schon längst geforderte Aussetzung der Präsenzpflicht [4] verweigern, so sollte man zumindest auf Hybridunterricht bei verminderter Klassenstärke und ordentliche Lüftungssysteme zur Verringerung der Aerosole im Klassenzimmer setzen.

[1]: https://www.rnd.de/wirtschaft/kita-und-schule-geschlossen-bezahlter-urlaub-fur-eltern-im-lockdown-PBMC4DR2GRGATO4JM3QRLQ7IB4.html

[2]: https://www.focus.de/gesundheit/coronavirus/gastro-schliessung-hat-kaum-wirkung-diese-massnahmen-helfen-um-corona-zu-bremsen_id_12784527.html

[3]: https://www.scinexx.de/news/medizin/corona-mikrothrombosen-auch-bei-kindern/

[4]: https://www.piraten-rlp.de/2020/10/corona-sofortige-digitale-loesungen-und-aussetzung-der-praesenzpflicht-in-schulen/

Auch in Corona-Zeiten ist Bildung die Hauptaufgabe unseres Schulsystems, doch gerade die muss derzeit viel zurückstecken. Entweder wird auf die Präsenzpflicht verwiesen oder aufgrund von Infektionen findet Hybrid- bzw. Distanzunterricht…